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lesenswerte Bücher

Illusion Pferdeosteopathie - von ausgerenkten Wirbeln und anderen Märchen
von Tanja Richter

Die Autorin führt einem durch den Nebel der Therapie-Illusionen. Was geht wirklich im Pferd vor? Wie funktioniert das Pferd? Wie erkennt man Schmerzen beim Pferd? Was passiert bei einer Blockade? Wie geht das „Einrenken“? Wie kommt es zu Rückenproblemen? Wie sieht der richtige Weg zur Therapie von Pferden aus? Aber auch: Wie geht das Pferd am schnellsten kaputt?

Tanja Richter, seit 35 Jahren Reiterin und Pferdebesitzerin, ist Physiotherapeutin, Therapeutin für Manuelle Medizin, Heilpraktikerin in eigener Naturheilkunde-Praxis mit Schwerpunkt Manuelle Medizin, Seminarleiterin für Pferdephysiotherapie, Fachbuch-Autorin und war mehrfache Referentin auf nationalen und internationalen Fachkongressen. Sie ist vor 20 Jahren eine der ersten Pferdephysiotherapeutinnen in Deutschland gewesen und hat über 1000 Pferde behandelt.

Ein Kapitel in diesem Buch hat mich besonders berührt und das möchte ich euch ein wenig näher bringen. Dieses Thema begleitet meine tägliche Arbeit:

Die Trageerschöpfung
Es sind nicht die Rückenmuskeln des Pferdes, die den Reiter tragen. Die Rückenmuskeln liegen oberhalb der Wirbelsäule. Wie können Muskeln, die oberhalb der Wirbelsäule liegen, diese so einspannen können, dass die Wirbelsäule stabil genug wird und den Rücken hoch zu drücken? Zusätzlich hat das Pferd Muskeln am Hals und an der Kruppe, die jeweils
an den Enden der Wirbelbrücke ziehen, um diese zu spannen. Es sind demnach die Brust- und Bauchmuskeln, die Kruppmuskeln und die Nackenmuskeln, die den Reiter tragen. Dabei spielen die Rückenmuskeln keine Rolle! Rückenmuskeln entwickeln sich durch viel Bewegung in der Wirbelsäule, den die vielen kleinen feinen Rückenmuskelnfasern drehen die Wirbel, so dass eine geschmeidige biegsame Beweglichkeit dabei heraus kommt.

Bei der Trageerschöpfung ist der Brustkorb mit dem Rücken des Pferdes nach unten abgesackt.

Die Entstehung der Trageerschöpfung
Die typische Situation des heutigen Reitpferdes: Durch andauernden Zügelzug sackt der Brustkorb nach unten, die Brustmuskeln werden überlastet, die Nackenmuskeln überdehnt. Blockierungen in der Halsbasis und den Nackengelenken sind die Folge.

Es sind nur wenige Millimeter bis ein paar Zentimeter, in der Regel vom Besitzer nicht bemerkt und nur von geübten Blicken zu erkennen. Aber es reicht aus, dass die Wirbelgelenke ganz eng aufeinander gedrückt werden und schmerzen. Es reicht aus, dass die Nervenlöcher neben den Gelenken enger werden und die Nervenaustritte beengen. Vor allem wird das untere Längsband an den Wirbelkörper überspannt und droht zu reissen (zumindest erfährt es Teilrisse). Alles in allem eine bedrohliche Situation für die Pferdewirbelsäule.

Das Pferd muss etwas unternehmen, damit es nicht noch weiter nach unten absackt. Aufgrund der Blockierungen kann es den Rumpf aber nicht mehr anheben. Es verspannt seine Brust- und Bauchmuskeln stark. Schultermuskeln, Nackenmuskeln, ja sogar die Kehlmuskeln versuchen von vorn zu helfen, den Brustkorb anzuheben. Von hinten ziehen die Kruppmuskeln mit, soweit es geht. Schliesslich versucht das Pferd durch Rundmachen der Lendenwirbelsäule den Brustkorb anzuheben.

Der geschulte Blick erkennt die Trageerschöpfung an der eingesunkenen Sattellage, dem scheinbar herausragenden Widerrist, an den relativ hoch stehenden Schulterblättern, der verspannten Nackenmuskulatur und dem ausgeprägten Muskelrelief der Vorhand.

Die Bestätigung des Verdachts liefert die Funktionsdiagnose, den sogenannten CTUE-Test, der nur geschulten Therapeuten vorbehalten ist, da mit dem Test viel Schaden anzurichten ist. Der vereinfachte Test geht so: langsam und vorsichtig den Hals des Pferdes soweit es geht zur Seite ziehen. Bei einem gesunden Pferd können Sie den Pferdekopf bis zum Sattelgurt hinüber locken. Dabei bilden sich Hautfalten vor dem Schulterblatt, im Bereich des Ueberganges zum Hals. Im Falle der Trageerschöpfung entzieht sich das Pferd dem seitlichen Zug am Halfter. Es weicht mit dem Körper aus. Sie haben eine Blockierung der unteren Halswirbelsäule enttarnt.

Wie kommt es zu dieser Problematik? Nun denn, es liegt auf der Hand: Irgendetwas von oben war zuviel. Der Reiter war zu schwer für dieses Pferd. Oder der Reiter hat zu lange auf dem Pferd gesessen. Oder er hat zu oft und zu fest an den Zügeln gezogen (das Pferd kann sich dann nicht aufwölben). Vielleicht klemmt der Sattel die Sattellage ein. Oder die Aufrichtemuskeln können nicht arbeiten, weil es unten an den Hufen weh tut. Vielleicht hat der Schwung von hinten gefehlt. Oder der Reiter klemmt mit Schenkeln und Gesäss das Pferd ein.

Die häufigsten Ursachen der Trageerschöpfung sind:
-
Reiter ist zu schwer für dieses Pferd
- Zu langes Reiten für den Trainingszustand dieses Pferdes
- Andauernder fester Zügelzug
- Klemmender Sattel
- Erschöpfter Aufrichtemuskel
- Disharmonische Hufbalance
- Schmerzen in den Beinen
- Mangelnder Schwung von hinten
- Fester Sitz des Reiters

In der Praxis sind es mehrere Ursachen, die zusammenspielen und verursachen, dass de Pferd die Aufwölbekraft genommen wird. Trageerschöpfung ist als multifunktionell, passiert aber viel schneller, als man im Allgemeinen meint. Bereits in der Einreitephase, wenn 15 Min. ausgebunden longiert wird und direkt danach für 15 Min. ein Reiter im Trab aufs Pferd kommt, ist das schon zu viel für ein dreijähriges Pferd.
Was hilft? Alle Massnahmen, die den Druck auf den Rücken vermindern, die dem Rücken ein Strecken ermöglichen, die die Bauch- und Brustmuskeln wieder zur Arbeit anregen und die Hinterhand aktivieren: Die Zügel lang lassen, flotte Gangarten, optimale Hufstellung, gutes Futter, warme Muskeln, weicher Reitersitz, passender Sattel, besseres Reiten (passives Dehnen der Oberlinie, korrekte Ganzkörperbiegung, Lastaufnahme der Hinterbeine, Ausritte mit viel ruhigem Galopp, Springen), geringeres Reitergewicht (Abnehmen oder Pferd wechseln).

The silent killer von Jochen Schleese

The silent killer – Sattelanpassung nur für den Moment?!

von Jochen Schleese, Wuwei-Verlag, ISBN: 978-3-930953-83-7

D A S Buch, für alle, die mit Pferden zu tun haben!

Zum ersten Mal erklärt Jochen Schleese, der seit über 34 Jahren weltweit als Sattler tätig ist, in Buchform, worauf es bei einer Sattelanpassung wirklich ankommt. Er räumt auf mit der gängigen Vorstellung vom einmaligen Anpassen auf Lebenszeit und er setzt sich ausführlich mit der Anatomie von Pferd und Reiter auseinander. Denn der Sattel ist das wichtigste Verbindungsglied zwischen den beiden und er kann feinste Hilfen des Reiters für das Pferd verständlich weitergeben, aber auch durch mangelnde Passform jegliche Kommunikation verhindern und schwere gesundheitliche Schäden bei Tier und Mensch verursachen. Ein Sattel muss dem Pferd passen und angepasst werden, aber ebenso dem Reiter! Und hier kommt es ganz massgeblich darauf an, ob es eine Reiterin oder ein Reiter ist! Mit dieser Frage hat sich Jochen Schleese seit langem beschäftigt, er zeigt detailliert, warum ein Sattel in welcher Form gebaut und angepasst werden muss, damit die Symbiose aus Mensch und Tier erfolgreich entstehen kann. Dann wird feines Reiter zur Freude von Pferd und Reiter/in dauerhaft möglich. Das Buch wird Sie, liebe Leser/in in die Lage versetzen, sich selbst ein Urteil zu bilden, die Arbeit von allen Menschen rund um Ihr Pferd, seien es der Schmied, der Tierarzt, die Ostheopatin oder der Reitausbilder, miteinander zu verbinden, zum Wohle des Ihnen anvertrauten Tieres und zu Ihrer beider Vergnügen beim Reiten in jeder Disziplin.

Herausgepickt:

Mann ist nicht gleich Frau
Schon Anfang des 20. Jahrhunderts, in den Zeiten, als die Reiterei im Damensattel noch in voller Blüte stand, gab es bereits viele Diskussionen darüber, ob eine Dame überhaupt in einem Herrensattel sitzen solle und dürfe. Als Argumentationsgrundlage wurden schon damals neben den ästhetischen und sittlichen auch die gesundheitlichen Gesichtspunkte, welche eine Dame im Herrensattel erwartete, in Betracht gezogen. Gaby Hermsdorf hat in ihrem Buch von 1998 „Frauen zu Pferd“ einiges zu dieser Thematik zusammengetragen. So zitiert sie aus einem St. Georg Artikel aus den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts: „Meiner Meinung nach kann eine Dame nur in Ausnahmefällen – zu denen für mich nur Frau Bromberg gehört – Schluss im Herrensitz haben. Es ist auch durch den Bau des Schenkels absolut erklärt. Beim Manne schliessen die Muskeln fest um den Knochen und vor allen Dingen ist der Schenkel nach innen ausgehöhlt. Bei der Dame ist der Schenkel rund und die Muskeln sitzen lose am Knochen. Will eine Dame durchaus im Herrensitz reiten, so kann sie ihre Muskeln nur durch tägliches Reiten, und zwar von allerfrühester Kindheit an, soweit entwickeln, dass sie einen einigermassen guten Schluss hat.“ Weiter wird Graf von Wrangel aus „Das Buch vom Pferde von 1890 (Neuauflage 1927) zitiert: „……infolge abweichenden Körperbaues zwischen dem weiblichen und männlichen Körper ist eine flache Lage von Knie und Unterschenkel kaum jemals zu erreichen……“ oder aus dem „Reit-ABC“ von Richard Schoenbeck (7. Auflage von Hans Graf Podewils, Berlin) „Damit soll nicht gesagt sein, dass eine gut gewachsene und gut sitzende Dame nicht auch im Herrensattel eine vorzügliche Erscheinung ist. Weiter spricht für den Reitsitz, dass im allgemeinen der weibliche Körperbau für das Reiten im Herrensattel nicht geeignet ist. Bei frühem Reitbeginn vermag er allerdings, sich im Wachstum auch weiterhin den gestellten Anforderungen anzupassen – ein ausgewachsener Frauenkörper kann dies weniger. Der Bau der Mittelpositur wird im Herrensitz die Erhaltung des Gleichgewichts und das wirkungsvolle Umfassen des Pferdeleibes erschweren…..“
Auch wenn sich die emanzipierten Frauen von damals im Grabe umdrehen würden, hatten die Herren der Stunde in vielerlei Hinsicht absolut Recht, wie die folgenden Kapitel zeigen werden.

Die Unterschiede im Detail
In seinem Buch geht Jochen Schleese detailliert auf die einzelnen anatomischen Unterschiede zwischen Mann und Frau ein. Welchen gesundheitlichen Auswirkungen ist der Reiter durch einen nicht passenden Sattel ausgesetzt? Er beschreibt Lösungen für eigene Sattelkonstruktionen für Frauen und Männer.

Auch der Pferderücken kommt nicht zu kurz. Seine Biomechanik wird beschrieben. Wie muss der Sattel auf dem Pferderücken liegen und angepasst sein? Welche Probleme entstehen durch einen nicht passenden Sattel? Fatale Folgen und irreparable Langzeitschäden werden beschrieben.

Ein tolles Buch für alle, die mit einem guten Gewissen ihr Pferd täglich satteln möchten J.